Auch diese sanfte Trainingsmöglichkeit ist aus der Welt der Pferde entwickelt worden. Bei der Bodenarbeit, oder auch Lernparcours genannt, wird der Hund langsam und achtsam durch einige Figuren geführt. Die Schwierigkeit wird fortwährend an den Möglichkeiten des Teams angepasst. Das Ziel dieser Langsamkeit ist, dass der Hund – und auch der Mensch neben ihm – mehr Körpergefühl entwickelt und ein solides Körpergleichgewicht hat. Diese beiden Faktoren bewirken, dass der Hund eine bessere Körperbeherrschung trainiert.

Bevorzugt wird dabei als Hilfsmittel, die Balance Leine, mit der man eine Dreipunktführung hat. Einige Hunde brauchen etwas Zeit sich daran zu gewöhnen, andere nehmen die Balance Leine augenblicklich an und lassen sich gern von ihr helfen, um gerade zu laufen, aufgerichtet zu gehen und besser im Gleichgewicht zu bleiben.

 

Was genau passiert bei der Bodenarbeit?
Bei der Bodenarbeit führt der Besitzer den Hund sehr langsam und ruhig durch einige Hindernisse und Figuren oder über fremde Oberflächen. Diese Arbeit bringt den Hund „auf den Boden“  und fördert sein  Körperbewusstsein und die Körperbeherrschung. Das wiederum wirkt sich positiv auf die Lernfähigkeit und auf sein Verhalten aus.

Die positiven Effekte der Bodenarbeit, idealerweise in Kombination mit der Körperarbeit, sind zu finden in einer Steigerung

  • Der Konzentrationsfähigkeit
  • Der Lernfähigkeit (hilfreich für jede  Erziehung)
  • Des Körperbewusstseins
  • des allgemeinen Wohlbefindens

Darüber hinaus verändern sich in positivem Sinne

  • das körperliche und seelische Gleichgewicht
  • die Koordination und Feinmotorik
  • die Beweglichkeit (auch bei Problemen mit dem Bewegungsapparat und bei älteren Hunden)
  • die Leistungsfähigkeit von Sport-, Gebrauchs– und Leistungshunden.
  • die Beziehung und die Kommunikation zwischen Mensch und Tier.
  • die Propriozeption (Selbstempfindung im Raum und im eigenen Körper).

 

Das Parcourtraining

Das Parcourstraining besteht aus einfachen Figuren, die mittels Stäbe, niedriger Hürden, Bretter, Slalompfosten, Trampoline, Reifen, Wackelbretter, Leiter und vieles mehr ausgelegt werden. Mensch und Hund  laufen zusammen und neben einander durch diese Figuren, langsam, bewusst und mit möglichst wenig „Signale“. Der Hund sollte sich nicht im Trainingsmodus befinden. Das Ziel dieser Übungen ist, dass der Hund ganz wissend und überlegt seine Beine und den ganzen Körper einsetzt. Kurven werden möglichst rund und fließend durchlaufen, über Hürden wird langsam und bewusst geschritten und wacklige Elemente werden langsam aber  im Gleichgewicht überwunden.

Der Mensch begleitet ihn dabei, wegweisend aber ohne große Einwirkung.

 

Balance Leine

Als Hilfe wird gern die Balance Leine empfohlen, eine Konstruktion bei der die Führleine in einer Schlaufe vor die Brust geführt wird und wodurch der Mensch mittels 3 Kontaktpunkte den Hund „mitnehmen“ kann. Der Vorteil davon ist, dass Hunde sich besser gehalten fühlen, und dass der Mensch ebenso ein gutes Gleichgewicht im Gehen hat, da er beide Hände benutzt.

 

Der Effekt
Die Bodenarbeit sollte sich anfühlen wie ein sanft fließender Tanz an, geschmeidig, ohne Widerstand und mit viel Leichtigkeit.

Der Lerneffekt: Der Hund sortiert seine Bewegungsabläufe neu und der Mensch ist in der Lage, achtsam neben seinem Hund zu laufen und bekommt das Gefühl, ihn zu halten, ihn zu begleiten, zusammen mit ihm zu laufen (was bei großen starken und sehr nervösen Hunden nicht immer selbstverständlich ist) .

Durch neue Körpererfahrungen an den Bodenfiguren entstehen mehr Sicherheit und Körperkontrolle. Körperkontrolle führt zu Ruhe und Souveränität.
Während des Parcourstrainings wird der Mensch auch ab und zu auf seine Haltung aufmerksam gemacht, die Bauchatmung und das Stehen Bleiben führen zu innerer Ruhe und zur Konzentration.

Es ist keine Ausnahme, wenn nach einigen Minuten Parcourstraining der Hund einen weicheren Blick und einen lockeren Stand annimmt und der Mensch mit erstaunter Miene seinen Hund anschaut. Da es mittlerweile kein Geheimnis mehr ist, dass Haltung einen wesentlichen Einfluss auf Verhalten hat, kann man sich vorstellen, dass sich der Hund dabei auch ruhiger und ausgeglichener verhält.

So ist es zum Beispiel ein wunderbares Mittel für Hunde, die Angst haben glatte Böden zu begehen oder Treppen zu steigen oder über Brücken zu laufen.

Die Bodenarbeit ist vielseitig einsetzbar:

  • Für Welpentrainings, mit einem Sozialisierungseffekt.
  • Für ängstliche unsichere Hunde (Selbstvertrauen)
  • Für rastlose,  sogenannte „hyperaktive“ Hunde (Beruhigung)
  • Für Leinenreaktive Hunde mit jeweils einem oder mehrer anderen Hunden
  • Als Reha Maßnahme nach OP’s oder nach Verletzungen im Bewegungsapparat
  • Bei Verspannungen oder Schonhaltungen
  • Als Unterstützung des Leinenführigkeitstrainings
  • Als Ritual vor jeder Trainingsstunde
  • Als „Hintergrundkulisse“ für Suchaufgaben

Es ist eine leichte aber sehr vielseitige „Beschäftigung“, die mit wenig Aufwand gut in den Alltag integrierbar ist.
Die Bodenarbeit lässt uns, zusammen mit unserem Hund,  die Langsamkeit wieder entdecken. Ebenfalls entstehen während der Bodenarbeit oftmals A Ha Effekte, weil der Mensch die Möglichkeiten und das Potential seines Hundes neu entdeckt und versteht, dass die bisherigen Grenzen nicht für immer einschränkend sein müssen.