„Du musst deinem Hund einmal genau zeigen, wo seine Grenzen sind!“
So etwas höre ich immer wieder. Doch was ist denn eigentlich damit gemeint? Was sind Grenzen denn genau? Und für was sind sie gut?

 

Freiheit durch Grenzen
Beim Grenzen setzen geht es im Prinzip lediglich darum unseren Hund zu sagen, was er tun und was er lassen soll. Es geht um das Durchsetzen von deinen eigenen Interessen im Bezug auf euren Alltag, euer Zusammenleben.

Ja, was tun Grenzen überhaupt? Grenzen regeln die Verhaltensmöglichkeiten in einer Beziehung zwischen Lebewesen. Das kann zwischen dir und deinem Partner sein, zwischen dir und anderen Menschen oder aber auch zwischen dir und deinem Hund.

Doch damit eine Grenze auch bei jedem Beteiligten als Grenze klar ankommt, muss sie verständlich kommuniziert werden und das Verhalten, um das es geht, muss willentlich beeinflussbar sein.

Ganz klar, Grenzen gehören zum Leben dazu, sie sind ein wichtiger Bestandteil des Lebens und sind auch überlebensnotwendig. Es geht also nicht darum, keine Grenzen zu setzen, sondern eher darum WIE sie gesetzt werden!

 

Verhalten unterbrechen
Im Prinzip bedeutet Grenzen setzen nichts anderes als: „Unerwünschtes Verhalten unterbrechen und hemmen!“

Wenn wir von Grenzen setzen sprechen, möchten wir unserem Hund sagen, dass er ein Verhalten lassen soll! Eine Grenze soll dem Verhalten deines Hundes also einen gewünschten Rahmen geben. Es ist also nichts anderes als die Veränderung von Verhalten deines Hundes.

Ich unterscheide hier drei verschiedene Kategorien von „Grenzen setzen“:

  • Kategorie 1: Das Verhalten meines Hundes stört mich nur manchmal.
  • Kategorie 2: Das Verhalten meines Hundes stört mich immer.
  • Kategorie 3: Das Verhalten meines Hundes ist gefährlich.

 

Verhalten, das nur manchmal stört
In dieser ersten Kategorie geht es um Verhalten meines Hundes, das mich nur hin und wieder stört bzw. gerade im Moment unpassend ist.

Hierzu zählt beispielsweise die Kontaktaufnahme mit einem anderen Hund. Manchmal geht es einfach nicht, dass die Hunde zueinander hinkönnen, egal aus welchen Grund, dann muss ich meinen Hund für genau diesen Moment eine Grenze aufzeigen und ihm sagen, dass das gerade nicht erwünscht ist. Oder aber das ausgiebige Schnüffeln in der Stadt. Auch das ist nicht immer möglich. Vielleicht müssen wir einfach weiter, weil wir noch einen Termin haben oder es ist an diesem Ort einfach nicht erwünscht.

Kurz gesagt, bei Kategorie 1 ist das Verhalten, das dein Hund zeigt, nicht generell unerwünscht, sondern nur in einer bestimmten Situation. Es ist eine zeitlich beschränkte Grenze, die an sich die Häufigkeit des Verhaltens nichts hemmen oder die Situation an sich nicht negativ belasten soll. Dein Hund soll einfach nur im Moment damit aufhören.

 

Was du tun kannst!

Bei allen Verhaltensweisen der Kategorie 1 möchten wir deinen Hund lediglich dazu bringen, sein Verhalten aktuell zu unterbrechen. Heißt du kannst hier aus einer bunten Möglichkeit an Verhaltensunterbrechern wählen:

  • Hole dir den Blickkontakt von deinem Hund, indem du seinen Namen oder ein anderes Aufmerksamkeitssignal sagst. Ist der Blick deines Hundes erst einmal bei dir, hast du schon gewonnen.
  • Fordere deinen Hund auf ein Verhalten zu zeigen, das inkompatibel mit dem unerwünschten ist. Als Beispiel: Dein Hund möchte unbedingt an der linken Wegseite entlang schnuppern. Fordere ihn auf an deiner rechten Seite zu laufen.
  • Nutze Stoppsignale wie den Geschirrgriff oder den U-Turn, um das unerwünschte Verhalten zu unterbrechen.

 

Verhalten, das immer stört
Bei der zweiten Kategorie geht es schon tiefer in die Materie. Denn hier ist es so, dass du überhaupt nicht möchtest, dass dein Hund dieses Verhalten zeigt. Er soll es am Besten nie wieder tun!

Das können beispielsweise Verhaltensweisen sein wie „nicht alleine durch die geöffnete Tür gehen“, „nicht am Tisch betteln“ oder „keine Menschen anspringen“.

Bei diesen Verhaltensweisen soll unser Hund überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen, diese zu zeigen.

 

Was du tun kannst!

Es geht hier darum deinem Hund eine neue Verhaltensstrategie in bestimmten Situationen beizubringen. Eigentlich ist es ganz einfach:

  • Baue Gewohnheiten und Rituale auf. Das Bilden von Gewohnheiten ist die einfachste Art dauert Grenzen zu setzen. Ich habe zum Beispiel bei meinen Hunden die Gewohnheit aufgebaut, mich anzusehen, wenn ich den Türgriff unserer Haustür in die Hand nehme. So ist automatisch ein aus der Tür stürmen verhindert.
  • Etabliere ein Alternativverhalten und belohne dieses sehr gut. Sage deinem Hund von vornherein wie er sich in einer Situation verhalten soll und belohne das. Du wirst sehen, dein Hund wird irgendwann automatisch das neue Verhalten zeigen. Es lohnt sich ja 😉

Zeigt dein Hund dennoch einmal das unerwünschte Verhalten, versuche es so schnell es geht freundlich zu unterbrechen.

Wichtig hierbei ist immer, dass DU konsequent und dauerhaft das unerwünschte Verhalten verhindern sowie ein neues etablieren musst.

 

Bitte nicht!

Ja, man kann eine dauerhafte Grenze natürlich auch durch Strafe setzen. Doch sei dir hier bewusst: du hemmst lediglich Verhalten, du baust kein erwünschtes auf!

Zudem musst du, wenn du Strafen möchtest, dir bewusst darüber sein, dass du immer alle Bestrafungsregeln anwenden musst: immer, sofort, richtige Intensität, Vorwarnung, Alternativverhalten.
Und du musst mögliche Nebenwirkungen im Kopf haben.

 

Verhalten, das gefährlich ist
Bei dieser letzten Kategorie geht es um Verhaltensweisen, die gefährlich sind. Hier ist es meiner Meinung nach egal, ob für deinen Hund oder für die Umwelt. Sobald es gefährlich wird, heißt das das Wohl eines anderen in Gefahr gerät, müssen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Erst dann kann Training stattfinden.

Dazu zählen beispielsweise „Beißen von Mensch oder Tier“ oder „intensives Jagen“.

 

Was du tun kannst!

Hier geht es in erster Linie darum, das Verhalten zu verhindern und zu managen:

  • Verwende eine Schleppleine, damit dein Hund nicht jagen gehen kann oder einfach zu fremden Hunden hinrennt.
  • Leine deinen Hund an Straßen an, damit kein Autounfall durch ihn entsteht.
  • Gewöhne deinen Hund an einen Maulkorb, damit er weder Mensch noch Tier schaden kann.
  • Nutze Kindergitter in der Wohnung um räumliche Distanz zu schaffen, wenn Besuch da ist und dein Hund damit Probleme hat.

 

Fazit

Grenzen setzen und Grenzen erfahren gehört zum Leben dazu, da gibt es keine Diskussion. Doch Grenzen setzen hat nichts mit Strafe und Druck zu tun, denn Grenzen können klug und sehr einfach gesetzt werden.

Achte immer darauf, dass es für deinen Hund frustrierend und auch stressend sein kann, Grenzen gesetzt zu bekommen. Er wird daran gehindert ein Bedürfnis zu befriedigen. Erstelle dir deshalb eine Prioritätenliste, was für dich wirklich wichtig ist.

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