Du kommst von der Arbeit nach Hause und schon siehst du das Spektakel. Dein Hund hat den Mülleimer ausgeräumt und die Pflanze umgegraben. Überall liegt Dreck herum und dein Hund verrät durch seine Schmutzpfoten, wer diese Unordnung gemacht hat. Du wirst ärgerlich und blickst deinen Hund mit zusammengekniffenen Augen an, er blickt zu dir und schon duckt sich dein Hund.

„Der weiß genau was er getan hat! Er hat ein schlechtes Gewissen!“

 

Ja, so mag es für dich scheinen. Du siehst deinen unterwürfigen Hund mit diesem vielsagenden Blick, der anscheinend sein schlechtes Gewissen zum Ausdruck bringt. Doch stimmt das? Kann ein Hund ein schlechtes Gewissen haben?

 

Soziale Tiere
Dog demolishes chairHunde sind sehr soziale Tiere und nehmen Stimmungen in den kleinsten Nuancen wahr. Sie sind Meister im Lesen von Körpersprache und versuchen anstehende Konflikte darüber zu lösen. Mit Hilfe von den sogenannten Konfliktsignalen (oder auch Beschwichtigungssignale) signalisieren sie dem Gegenüber, dass kein Streit erwünscht ist.

Die Körperhaltung, die ein Hund beim beschwichtigen einnimmt, kann auf uns Menschen demütig und schuldbewusst wirken – Geduckter Körper, eingezogene Rute, abgewandter Blick, angelegte Ohren. Und wir interpretieren jetzt hier hinein, dass der Hund ein schlechtes Gewissen hat.

Alexandra Horowitz nennt dies den „guilty look“ (schuldbewusster Blick). Sie hat durch Versuche das Verhalten von Hunden auf die Reaktion von deren Besitzern untersucht.

 

 

Reaktion auf den Besitzer
Dein Hund reagiert also sehr fein auf deine Körpersprache und er kann gut kombinieren.

Wenn du also nach Hause kommst und verärgert bist, ist für deinen Hund die logische Reaktion darauf dich zu beschwichtigen. Er möchte dich milde stimmen.

Er wird aber auch verknüpfen können, dass bestimmte Situationen eine ungute Stimmung nach sich ziehen. Ist die Wohnung verwüstet, wird mein Mensch ärgerlich. So wird er auch aus diesem Grund beschwichtigend reagieren. Das ist der Grund warum wir Menschen denken, dass der Hund ein schlechtes Gewissen hat – jedoch sind Hunde einfach nur Meister im Verknüpfen.

Merke dir!
Das anscheinend schlechte Gewissen ist lediglich eine Reaktion auf deine Stimmung und auf gelernte Verknüpfungen.

 

Lernen folgt Regeln
Denke auch immer daran, dass Lernen bestimmten Regeln folgt. Dein Hund kann ein gezeigtes Verhalten mit einer Konsequenz – sei es Belohnung oder Strafe – nur binnen zwei Sekunden miteinander in Verbindung setzen. Kommst du nach Hause, ist das Unglück schon lange vorbei. Die direkte Verbindung ist nicht mehr da.

Frage dich stattdessen: Warum räumt mein Hund eigentlich den Mülleimer aus? Und was könnte ich tun, damit er es sein lässt?