Das Jagen liegt vielen Hunden im Blut. Die einen reagieren nur auf fliehende Rehe und hoppelnde Hasen, die anderen werden schon ganz aufgeregt, wenn ein leckerer Wildduft durch den Wald weht. Doch was tun, damit der vierbeinige Liebling nicht abdüst und seiner Leidenschaft frönt?
Bestrafen? Nein. Loben? Aber ja.
Fragst du dich nun, warum du um alles in der Welt das Jagdverhalten deines Hundes belohnen solltest? Du möchtest es doch weg haben. Stimmt’s? Hier gebe ich dir drei Gründe, warum du trotzdem belohnen solltest.
Jagen ist ein ganz normales Hundeverhalten, es gehört zu unseren Hunden genauso dazu wie Angst- und Aggressionsverhalten. Jagdverhalten ist ein im Hund genetisch verankertes Verhaltensprogramm, das durch die unterschiedlichsten jagdlichen Motivationen ausgelöst werden kann. Geräusche im Gebüsch, knackende Äste, wildreich duftende Spuren im Wald oder aber auch der Hase, der über das Feld hoppelt.
Das Jagdverhalten besteht aus mehreren einzelnen Verhaltensweisen, die erst zusammengesetzt das komplette Repertoire an Jagen zeigen:
Orientieren – Fixieren – Beschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen
Für dich ist ganz wichtig zu wissen, dass jede einzelne dieser Jagdsequenzen für deinen Hund selbstbelohnend ist und es absolut Nichts braucht um diese Aufrecht zu erhalten.
Auch wegstrafen oder aberziehen ist kaum möglich, dazu gibt es dem Hund zu viele tolle Glücksgefühle.
Also lass uns doch den Spieß umdrehen. Wenn Strafen und Abtrainieren nicht möglich ist, dann lobe einfach das Jagdverhalten deines Hundes. Keine Angst, ich meine nicht, dass du deinen Hund für Hetzen und alles Nachfolgende Loben sollst. Loben und verstärken kannst du alles was davor passiert. Also das Orientieren und Fixieren.
Dadurch, dass du dieses Verhalten, das dein Hund eh schon zeigt und für ihn selbstbelohnend ist, verstärkst, wird es dein Hund zukünftig noch häufiger und ausdauernder zeigen. Es ist von nun an doppelt lohnenswert für deinen Hund. Das Hetzen und alles Unerwünschte danach wird hinausgezögert und du kannst ihn noch rechtzeitig stoppen oder abrufen. Toll, oder?
Jedes Mal, wenn ein Wildgeruch oder ein Wild vor deinem Hund auftaucht, wird das Verhaltensmuster „Jagen“ angestoßen. Immer nur angestoßen und nie ausgelebt, führt es unausweichlich zu großem Frust, da das Bedürfnis nicht befriedigt wird. Und Frust lässt ein Lebewesen bekanntlich auf kleinere Reize viel heftiger reagieren. Manche Hunde verlagern dann auch den Frust und zeigen in ganz anderen Bereichen unerwünschtes Verhalten. Beides ist nicht gerade toll.
Ich sage nicht, lass deinen Hund einfach jagen gehen. Das wäre grob fahrlässig und ist für niemanden gut.
Wenn du aber die ersten Verhaltensweisen der Jagdkette verstärkst, bekommt dein Hund die Erlaubnis einen Teil des Jagdverhaltens ausleben zu dürfen und sein Bedürfnis wird hierdurch befriedigt.
Und das führt uns zum dritten Grund …
Dadurch, dass du das Bedürfnis deines Hundes befriedigst, wird er automatisch mit der Zeit kooperativer.
Er darf das tun, was er gerne möchte, er darf einen Teil von seinem ureigenen Verhalten ausleben und bekommt dafür noch deine Zuwendung. Du bist also kein Spielverderber mehr, sondern steigst mit ein in seinen Spaß.
Nach und nach wirst du merken, wie dein Hund durch diese kleine „Erlaubnis“ von dir, immer mehr in Kontakt mit dir kommt und im ganzen Umgang kooperativer wird und viel lieber mitarbeitet.
Also worauf wartest du?
Belohne deinen Hund für das Vorstehen an Wild und Wildgerüchen.